von Thomas Hansen
Rund um Kerteminde und die Halbinsel Hindsholm gibt es nicht mehr Meerforellen als anderswo auf Fünen. Warum das Gebiet so viele Freizeitangler anlockt, liegt schlicht und ergreifend daran, dass die Wege zwischen den Angelplätzen so kurz sind. Das ist ein riesiger Vorteil, wenn man möglichst wenig Zeit im Auto und möglichst viel Zeit draußen an der Küste verbringen möchte. Auf Hindsholm kann man bei jeder Windstärke und -richtung innerhalb kürzester Entfernung einen Angelplatz mit akzeptablen Wind-bedingungen und guten Chancen auf einen Meerforellenfang finden. Ich angle in diesem Gebiet meist vom Boot aus, was den Vorteil bietet, an einem Tag sehr viele Plätze zu schaffen. Wenn man mit dem Boot unterwegs ist, kann man deutlich erkennen, dass sich die meisten Küstenangler an den bekanntesten Plätzen ansammeln. An den besten oder beliebtes-ten Angelplätzen hat man jedoch häufig mit dem Problem zu kämp-fen, dass die Fische etwas schwerer zum Beißen zu bewegen sind. Die Meer forellen haben wahrscheinlich schon zahlreiche Blinker und Fliegen ge sehen und waren wohl auch schon auf Tuchfühlung mit ihnen. Sie re-agieren nicht auf alles und verhalten sich mitunter wie Forellen in einem Put & Take See – am Anfang direkt nach dem Aussetzen von Fischen, werden viele Exemplare gefangen, mit der Zeit wird es jedoch immer schwerer. An der Küste werden ja keine Fische ausgesetzt, aber wenn man das Wort „aussetzen“ durch „an-kommen“ ersetzt, kann man die Verhältnisse durchaus miteinander ver gleichen. Die Meerforellen ziehen um die gesamte Insel Fünen und halten sich über kürzere oder längere Zeit an verschiedenen Plätzen auf. Ich glaube, dass es an den ersten zwei Tagen nach ihrer Ankunft an einem neuen Platz leichter ist, sie zu fangen, als danach. Vor ein paar Jahren angelte ich im Frühjahr an einem bekannten Platz, wo plötzlich sehr viele Fische auftauchten, aber auch viele Angler. Obwohl es mir schwer fiel, einen Hotspot mit Hunderten Meerforellen rund um mein Boot zu verlassen, beschloss ich dennoch, an andere Plätze zu wechseln. In den folgenden zwei Tagen suchte ich zahlreiche Plätze auf, doch erst am zweiten Tag um die Mittagszeit fand ich Fische. Es waren zwar nicht so viele wie an dem Platz, den ich zuvor verlassen hatte, aber dafür war ich ganz allein und konnte im Laufe von anderthalb Tagen 16 schöne Meerforellen fangen, bevor ich weiterzog, um „neue“ Fische zu finden. Zwischen den bekannten Hotspots liegen oftmals lange Küstenab-schnitte, an denen so gut wie nie geangelt wird. Hier befinden sich neue, weniger bekannte – um nicht zu sagen völlig unentdeckte – Meer-forellenplätze und warten auf Angler, die eigene Wege wagen. Die Meer-forellen haben diesen Führer ja nicht gelesen und schwimmen frei die Küste entlang. Es braucht nur etwas Zeit, sie aufzuspüren. Ein guter Tipp für bewegliches Angeln ist die Verwendung von Luftaufnahmen. Wenn man sich
die Küste aus der Vogelperspektive anschaut, kriegt man neue Ideen, wo sich das Angeln lohnen könnte. Schauen Sie nach den kleinen Details auf dem Foto, die Sandbankdurch-brüche und große Steine verraten. Ein größerer dunkler Fleck deutet auf eine Muschelbank oder einen kleinen Tangwald hin. An einem ansonsten sandigen Küstenabschnitt können ein paar schmale Tanggürtel ausreichen,
um Meerforellen zu vorzufinden. Vielleicht kann man auf die zweite Sandbank hinauswaten und von dort aus interessante Bodenverhältnisse abdecken. Ein guter Ratschlag zum Schluss: Haben Sie keine Angst vor Sand! Viele Meerforellenangler sind etwas „aller-gisch“ gegenüber Sandboden, doch die sandigen Abschnitte, die nicht unbedingt vielversprechend aus-sehen, können wirklich überraschen, solange ein paar schmale, dunkle Tanggürtel vorhanden sind.