Noch vor einer Generation war der Fang einer Meerforelle eine Seltenheit. Die Bäche, Wasserläufe und seichten Küsten der Insel Fünen sind von den natürlichen Gegebenheiten her eigentlich wie geschaffen für Meerforellen. Dennoch kam es so gut wie nie zum Biss.
Das lag wohl zu einem großen Teil daran, dass die Fische bei ihren Versuchen, in die Laichgewässer hinaufzuschwimmen, auf Hindernisse stießen. Dämme an Wassermühlen, Wasserkraftwerken und alten Wiesenbewässerungsanlagen machten ein Passieren so gut wie unmöglich. Damit waren Hunderte Kilometer gute Laichgebiete in den Oberläufen unerreichbar für die Meerforellen. In den meisten Bächen und Wasserläufen gab es nicht nur eine, sondern gleich mehrere Sperren, an der keine Meerforelle vorbeikam.
https://www.youtube.com/watch?v=lpR9cj_HsVw
Und als ob das nicht genug wäre, waren zahlreiche Wasserläufe begradigt, vertieft oder sogar in Rohre verlegt worden. Damit waren Wasserpflanzen, Steine und die für das Laichen der Meerforellen so wichtigen Kiesbänke verschwunden.
Und sauber war das Wasser auch nicht mehr. Fabriken leiteten ungeklärte Abwässer direkt in die Wasserläufe ein. Auch Abwasser aus den Städten landete dort, und auf dem Land gehörte das Austreten von Gülle in die kleinen Bäche zur Tagesordnung.
Die Wasserqualität wurde immer schlechter, und der Meerforellenbestand ging Jahr für Jahr weiter zurück. In den 1960er und 1970er Jahren waren die Meerforellen in den fünischen Wasserläufen nahezu ausgerottet.
Doch in den 1980er Jahren wendete sich das Blatt. Umweltbewusstsein lag im Trend, und die Kommunen begannen, Kläranlagen zu bauen. Das Schmutzwasser wurde nun mechanisch, biologisch und chemisch gereinigt.
Das Wasser in den Wasserläufen wurde deutlich sauberer, doch die Sperren hielten die Meerforellen immer noch fern, und das Meerforellenangeln entlang der Küste war noch immer kein Thema.
Es musste etwas geschehen. Jemand musste die Missstände beseitigen. Diese Aufgabe übernahm der damalige Landkreis Fyns Amt, der 1990 das fünische Meerforellenprojekt, Det Fynske Havørredprojekt, auf den Weg brachte, das später in Havørred Fyn umbenannt wurde.
Ziel war es, Renaturierung, Meerforellenangeln und Tourismus in Einklang zu bringen. Dahinter stand der Gedanke, dass sich der Effekt verbesserter Lebensbedingungen für die Meerforellen in den kleinen Wasserläufen wie Ringe im Wasser ausbreiten würde.
Das Meerforellenprojekt sollte einen Aufschwung für das Meerforellenangeln entlang der Küste bringen, von dem sowohl Angler als auch Touristen und das Gemeinwesen profitieren würden.
Heute stehen die zehn Kommunen auf Fünen, Langeland und Ærø hinter dem Projekt und investieren jährlich 4 Mio. dänische Kronen (gut EUR 500.000) in Havørred Fyn.
Das Geld dient hauptsächlich zur Renaturierung der Wasserläufe durch folgende Maßnahmen: Renaturierung von Begradigungen, Entfernung von Sperren, Freilegung von verrohrten Bächen sowie Anlage von Steinverstecken und Kiesbänken.
Außerdem werden jedes Jahr Meerforellen-Setzlinge ausgesetzt, als Ergänzung zur Meerforellenbrut, die als Ergebnis des Laichens aus den Wasserläufen ins Meer wandern. Schließlich arbeitet Havørred Fyn mit Ferienhausvermietern, Hotels, Campingplätzen, Angelausrüstern, Angelführern und anderen zusammen, um das nachhaltige Meerforellenangeln zu vermarkten.
Im Laufe der ersten 25 Jahre hat Havørred Fyn fast 300 Projekte in den fünischen Wasserläufen durchgeführt.
So wurden unter anderem mehr als 200 Sperren entfernt und damit mehr als 500 km Wasserlaufabschnitte geöffnet!
Die über 55.000 Übernachtungen von Meerforellenanglern pro Jahr spielen eine wichtige Rolle für die regionale Wirtschaft. Berechnungen zufolge bringen die kommunalen Investitionen in Höhe von 4 Mio. Kronen in Havørred Fyn einen jährlichen Mehrumsatz von über 55 Mio. Kronen ein. Außerdem hat das Meerforellenprojekt etwa 40 Vollzeitstellen geschaffen.
Ein großer Teil der Ehre für die heutzutage guten Bedingungen für das Meerforellenangeln gebührt auch Vandpleje Fyn, einem Zusammenschluss von 28 fünischen Anglervereinen mit mehr als 3.000 Mitgliedern.
Jedes Jahr verbringen die ehrenamtlichen örtlichen Freizeitangler unzählige Stunden damit, tonnenweise Steine und Kiesel an die Oberläufe der Bäche zu transportieren und so zu verteilen, dass brauchbare Laichbänke entstehen.
Im Spätherbst fangen sie per Elektrofischen Rogner für die Zucht, um später in Bächen und Wasserläufen Meerforellenbrut aussetzen zu können.